Buß- und Sühnekreuz Roden - Hobbygrabung

sorry: Doch nur das Arme-Sünder-Kreuz. Nach Meldungen wie "spektakulärer Fund", "einzigartiger Fund" gingen wir halt tatsächlich von etwas Spektakulärem aus und nicht von dem Kreuz dessen Sockel noch rausragte. Aber immerhin nett, dass nach all den Jahrzehnten Anwohner und einige Gewerbetreibende sich aufmachten draufloszubuddeln.
 

Wie man eine Grabung macht, die nicht mal den leisesten Hauch von Archäologie aufweist, darf man aktuell in Roden recht zweifelhaft bewundern.

Das Rezept ist einfach: man pfeife auf Konservatoramt und Richtlinien, lege selbst los, nachdem man einen kurzen Blick in die Kladde resp. Buchbeschreibungen über die Kreuze Rodens geworfen hat, ignoriert typisches Archäologenwerkzeug (ist ja auch alles viel zu klein), greift nach echtem Männerwerkzeug und trifft, Metall auf Sandstein, gehaltvoll irgendwann auf Reste (das sind die feinen bis mittleren Vernarbungen/Rillen) bzw. haut sogar ein Stück ab. Damit sind ausdrücklich nicht die tatsächlichen Fragmente gemeint, die gab es leider schon vor Ende des 2. Weltkrieges (siehe Beschreibung).

Sollte dies nicht ausreichend sein, Schlinge drum und ordentlich mit Schmackes geruckelt: dat hält und geht schon - irgendwie.

Vermessung? Fundortskizze? Fragmentlagebeschreibungen? Braucht man nicht. Kleinst-Fragment-Bestimmung und -Suche - bitte wie?

Lassen Sie uns doch einfach mal kurz innehalten und darüber philosophieren, wieso es Studienfächer wie Archäologie und Geschichte gibt, wieso man dort Feldforschung lernen muss, wieso es Regelungen vom Land für Ausgrabungen gibt. Könnte es vielleicht sein, dass in vergangenen Tagen viele Hobbybuddler zu viel beschädigt haben, das es sich gezeigt hat, dass das bloße Ausgraben von Dingen nicht ausreichend ist?

Richtig interessant wird es aber bzgl. der Fundortsicherung. Man durfte schon Jugendliche mit einer Ecke in der Schwimmbadstraße sehen. Könnte also recht problematisch bei der Rekonstruktion werden. Aber darüber muß man sich ja keine Gedanken machen.

Irgendwie seltsam, dass wir sogar für die Redo-Suche Anträge gestellt hatten... ups ja, es gibt tatsächlich einzuhaltene Formalien. Hier konnten und können wir es doch mal wieder sehen, wie leicht es doch tatsächlich geht. Hut auf, Peitsche an die Seite und "Indiana Jones"-Anstecker an die Jacke.

Für schnelle Artikel ist sowas sicherlich ganz nett, der Grund aber, weshalb sich bislang noch keiner um eine Ausgrabung bemüht hatte, war und ist der Gleiche: an solche Projekte läßt man Profis ran, die diese Dinge studiert haben. Oder würden Sie sich eine Magen-OP von einem Hirten machen lassen? Und mit Profis meinen wir nicht uns, nur falls irgendwelche Nordlichter solches meinen sollten.

Der Wissensgewinn dieser Grabung ist faktisch gleich Null (Lage der Fragmente war dokumentiert, Zustand bekannt), der Wissensverlust enorm ("neuer" Zustand mit mehr Beschädigungen und Materialschwund), der Gewinn für die Allgemeinheit: marginal bis nicht vorhanden. Der Gewinn für Studenten nur dann gegeben, wenn die Grabung gefilmt wurde - Titel "Dinge die man nicht tun sollte".

Jetzt bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass man bei der Konservierung mehr Fingerspitzengefühl beweist und nicht auch noch den Fragmenten endgültig der Todesstoß versetzen wird. Denn der Schutz des Sandsteins durch das Erdreich ist nicht mehr gegeben.

Was regt uns an dieser Ausgrabung eigentlich so auf, werden Sie sich vielleicht fragen. Die Antwort ist recht simpel. Wir investieren viel Geld und Zeit darauf aus dem Hobbymilieu, dass der Heimatforschung so oft anhaftet, auszubrechen. Solche Grabungen ad hoc und los gehts, fallen schlussendlich auf alle zurück, die sich diesem Thema oder der Heimatkunde verschrieben haben. Wenn man ein Hobby betreibt, dann gibt es eigentlich überall Spielregeln und geht man soweit sein Hobby professionell betreiben zu wollen, und das ist spätestens beim Umgang mit historischen Dokumenten und bei Grabungen gegeben, dann erst recht.

Und an diese hat man sich zu halten. Punkt, aus, basta.

 

 

 

 

 

 
25.09.2009 - Saarlouis, Saarlouis-Roden, Roden, SLS

 

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