Thema Mai / Juni 2009: Wo stand das Rodener Schloss? - Ein Plädoyer für den Standort in der Herrenstrasse

Über das „Rodener Schloss“ ist im Laufe der Zeit schon viel geschrieben worden. Von der Schenkungsurkunde aus dem Jahre 995 durch Berta, der Witwe des Grafen Folkmar, bis zu den Fragen: Schloss oder Herrensitz, Lehnhof oder Gutshof? Viele offene Fragen, die sich um das Schloss ranken. Keine wurde bisher abschließend beantwortet. Neuerdings wird sogar der alte Standort in Frage gestellt und in die Schmiedestrasse verlegt. Die Befürworter dieser These mögen es mir nachsehen, wenn ich hier für den alten Standort plädiere. Nicht nur, weil ich im so genannten Schloss geboren bin, möchte ich den alten Standort in der Herrenstrasse beibehalten. Nein, vielmehr glaube ich, neben den bereits hinlänglich bekannten Argumenten einige neue Aspekte zur Standortfrage liefern zu können. Auf der nachstehenden Aufnahme, die einen kleinen Ausschnitt des Schlosshofes aus dem Jahre 1943 zeigt, stehe ich zwar im Vordergrund, die Aufmerksamkeit des Betrachters möchte ich jedoch auf die im rechten Bildrand befindlichen Steinquader lenken.

Nach den Erzählungen der „Alten aus dem Schloss“ - zu nennen sind: Mein Großvater Gombert, der Schreinermeister Johann Schuder, genannt: „Schuder Schang“ und „Lochen Brieder“ - soll es sich bei den Quadern um die Überreste des früheren Schlossbrunnens handeln, dessen Umrisse im Hofraum auf der Aufnahme leider nicht zu sehen sind. Bedauerlicherweise sind die Steinquader und Reste der alten Hofraumbefestigung nach dem 2. Weltkrieg mit den Ruinen und den riesigen Schuttbergen im Schlosshof beseitigt worden. Im Zuge dieser Aufräum- und Abrissarbeiten hat man auch die historischen Gewölbekeller unter den Häusern 60 und 62 eingerissen und zugeschüttet, in denen ich als Kind noch gespielt habe. Ähnliche Gewölbe, über die in der Heimatgeschichte schon vielfach berichtet worden ist, befinden sich noch heute unter den Häusern 64 und 66. Das alles sind natürlich noch keine Beweise für die frühere Existenz des Rodener Schlosses an dieser Stelle. Dennoch: So empfehle ich dem durchaus kritischen Leser einmal die Rolle eines völlig unbefangenen neutralen Betrachters einzunehmen und die Hofraumrandbebauung von der Strasse aus zu betrachten. Er wird unschwer erkennen, dass die Anordnung der Gebäude zu einem offenen Karree in Südwestausrichtung für ein herrschaftliches Anwesen typisch ist. Dort, wo sich die rückwärtige Häuserzeile befindet, könnte durchaus das Haupthaus gestanden haben; daran anschließend, links und rechts die Unterkünfte für das Gesinde und die Stallungen. In der Hofmitte, quasi als Blickfang, befand sich der Brunnen.

Eine repräsentative Planung mit weitem Blick bis zum Limberg. Ein idealer Standort. Selbst der größte Skeptiker muss einräumen, dass hier einmal etwas Außergewöhnliches gestanden haben muss. Ein weiteres Indiz für die frühere Existenz des Rodener Schlosses an dieser Stelle, könnte m. E. auch der Dorfplan aus dem Jahre 1780 sein. Wie auf dem Plan deutlich zu sehen ist, gehörte zu dem Anwesen ein großer Landbesitz, die so genannte „Rath“. Heute wird das Areal hinter den Häusern von der Eisenbahnlinie durchschnitten und es schließen sich - von dem Wort „Rath“ abgeleitet - die kleine- und die große Rathstrasse an.

Mit „Rath“ bezeichnet man im Mittelhochdeutschen im Übrigen den Landbesitz für ein größeres Anwesen, das hier zweifelsfrei gestanden hat.

IN: Walter Schmolenzky - „Erinnerungen an Roden“, ISBN: 9783839103647. 2009.

 

Dateigröße: 4.17 Kb - - Letzte Aktualisierung: 12 November 2019 09:30:58

 

     
 

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