09. September 2019

Ausstellung „Impulsgeber der Region“ – Wolfgang Gross-Mario, Siegfried Pollack, Cilli und Günther Willeke – 90 Jahre

 

Bereits seit vielen Jahren hat das ehemalige Museum Haus Ludwig Saarlouis verschiedene Aspekte beleuchtet, die die Kunstszene des Saarlandes seit 1945 geprägt haben. Diese Tradition führt die Ludwig Galerie Saarlouis mit seiner Ausstellung „Impulsgeber der Region“ fort. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Künstler Wolfgang Gross-Mario (1929 – 2015), Siegfried Pollack (1929 – 2018), Günther Willeke (1928 – 2015) sowie die Künstlerin Cilli Willeke (geb. 1929). Anlässlich des 90. Geburtstages (bzw. 91. Geburtstages) zeigt die Ludwig Galerie Saarlouis einen Einblick in das reichhaltige Schaffen dieser drei Künstler und der Künstlerin. Alle vier waren bzw. sind Mitglieder der Künstlergruppe Untere Saar e.V. und sind somit wichtige Impulsgeber der Region. Die vier Kunstschaffenden gehören der Generation von KünstlerInnen an, die nach der Schreckensherrschaft unter den Nationalsozialisten und den Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg den von der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken ausgehenden neuen Geist begierig aufnahmen, in den 1940er und 1950er Jahren weiterentwickelten und dies über das Jahr 2000 weiterführten. Wolfgang Gross Mario wurde 1929 in Trier geboren. Er begann 1949 sein Kunststudium, zunächst an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbücken. Hier war er Meisterschüler von Frans Masereel. Das außergewöhnliche Talent Gross-Marios wurde schon früh erkannt. So erhielt er 1950 ein Stipendium für die Académie de la Grande Chaumière, Paris. Anschließend setzte Gross-Mario sein Studium an der Académie libre in Nizza fort.
In den 1950er Jahren arbeitete er u.a. mehrere Jahre bei Frans Masereel in Nizza und bei Pablo Picasso in Valauris. Die Eindrücke dieser Jahre sind in zahlreichen Werken in der Wahl der Themen und Motive ablesbar. Ins Saarland zurückgekehrt, lebte und arbeitete er viele Jahrzehnte auf seinem südländisch anmutenden 500 Jahre alten Sulgerhof im Bliesgau. Zahlreiche Werke im öffentlichen Raum sind von seinem eigenen abstrakten Stil geprägt. In der Malerei verband er figurative mit kubistisch, surrealen Stilelementen. Seine Palette war zeitlebens vom mediterranen Licht geprägt. Zahlreichen Stillleben zeigen exotische Früchte und Pflanzen, Fische und bunte Vögel. Die antike Sagenwelt wie auch der Mensch, insbesondere die Schönheit der Frau, waren weitere wichtige Themen. Wolfgang Gross-Mario wollte zeit seines Lebens mit seiner Kunst Lebensfreude vermitteln: "All dies bestärkt mich ohne Schielen nach den 'Machern', ohne Verbeugungen vor irgendjemandem, meinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen, und es ist mein Anliegen immer gewesen, mit meinen Bildern und Plastiken Freude zu bereiten, ohne Menschen verändern zu wollen oder mich selbst verändern zu lassen." (Wolfgang Gross-Mario)
Siegfried Pollack wurde 1929 in Forst/Lausitz geboren. Zwischen 1946 und 1948 besuchte er die Zeichenklasse der Kunstschule in Bremen. Diesem schloss sich ein Studium in der Bildhauerklasse an. Die Ausbildung zum Silberschmied und Modelleur absolvierte Pollack von 1948 bis 1949 in Hanau. Sein Wunsch, sich künstlerisch weiterzuentwickeln, führte Pollack ins Saarland. Er entschloss sich, an der Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken zu studieren. Er belegte die Grundlehre bei Boris Kleint und Oskar Holweck und besuchte die Grafikklasse bei Hannes Neuner
Seit den 1960er Jahren wurde für Siegfried Pollack die Kunstvermittlung immer wichtiger und es folgte eine Zusatzausbildung zum musisch-technischen Lehrer.
Nach erfolgreichem Abschluss trat Pollack 1967 in den saarländischen Schuldienst ein und war bis 1991 als Kunsterzieher am Staatlichen Realgymnasium Dillingen/Saar (heute Albert-Schweitzer-Gymnasium) tätig. Parallel erhielt er in den 1960er und 1970er Jahre zahlreiche Aufträge für den öffentlichen Raum u.a. im Landkreis Saarlouis. Von 1980 bis 1996 war er auch an der Schwalbacher Malschule tätig, die er von 1994 bis 1996 leitete. Seit 1981 gehörte er der Künstlergruppe Untere Saar e.V. an, der er auch zwischen 1988 und 1991 vorstand. In den 1970er Jahren begann die intensive Beschäftigung mit der Malerei. Waren seine ersten Bilder noch stark durch naturalistische Malweise geprägt, so setzt er sich nun mit Abstraktion, Form, Farbe und freier Komposition auseinander. "Chaos ordnen, Gleichgewicht herstellen" wurde für Pollack in den folgenden Jahrzehnten zum zentralen Thema. Nicht die Natur sollte kopiert werden, sondern mit den Mitteln der Natur sollte Neues entstehen. Bis 1995 diente Siegfried Pollack Papier als Trägermaterial. Die Anziehungskraft und Einzigartigkeit des Papiers als künstlerischem Material hat bewirkt, dass sich Siegfried Pollack mit großer Leidenschaft der Technik des Papierschöpfens mit allen Facetten verschrieb. Die Vielzahl von Bildern, Reliefs und Objekten aus handgeschöpftem Papier zeugen vom unerschöpflichen Gestaltungspotenzial des Künstlers. Beispielsweise verarbeitet Pollack Zwiebelschalen, Flachs, Baumwolle, Rhabarber, Spargel, Altpapier u.v.m. zu einem Papierbrei. Bei den Papierarbeiten stehen das Material und die diesem innewohnende Struktur und Farbigkeit im Mittelpunkt. Es wird farblich sortiertes Papier verwendet oder spezielle Farben dem Papierbrei beigemengt, so dass der Eindruck entsteht, er "male" seine Bilder mit Papierbrei.
Günther Willeke wurde 1928 in Schwalbach-Griesborn geboren. Seine Karriere begann 1943-1946 mit einer Lehre als Dekorationsmaler. 1948-1949 studierte er an die Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken u.a. bei Karl Kunz. Bereits 1971 gehörte er dem lockeren Verbund der Künstlergruppe Untere Saar an und wurde neben Victor Fontaine und anderen zu deren Gründungsmitglied im Jahr 1974, als die Künstlergruppe sich Vereinsstrukturen gab. Günther Willeke lehrte zwischen 1980 und 1985 an der Schwalbacher Malschule und war maßgeblich an der Gründung der zweiten Saarlouiser Künstlergruppe, dem Kunst Forum Saarlouis beteiligt. Von 1985 bis 1988 sowie von 1991 bis 1998 war er 1. Vorsitzender der Künstlergruppe Untere Saar e.V. Ebenso war Günther Willeke Gründungsmitglied des Kunstvereins cercle artistique „LIMES", dessen Mitglieder aus der gesamten Großregion Saar-Lor-Lux kamen. Günther Willekes Stil ist sehr vielfältig und reicht von abstrakt bis figurativ. Seine Motive reichen von Industrielandschaften über religiöse Themen bis hin zu abstrakten Kompositionen
„Mein Werk wird geprägt von drei Elementen: Form, Farbe und Komposition. In den abstrakten Bildern ist der Zufall gelenkt und wird mit größtmöglicher Freiheit in die Bildelemente integriert. Farbe zeigt sich sowohl in den heftigen Pinselschlägen gestischer Malerei, wie auch in der Transparenz mehrschichtig sich überlagernder Farblasuren. Komposition ist in jedem Bild real, von Farbe und Form überlagert, bleibt sie jedoch spürbar.“ (Günther Willeke)
Die bis heute in Elm lebende Künstlerin Cilli Willeke wurde 1929 in Bous geboren. Nach Absolvierung eines Privatstudiums bei dem Maler Jakob Schug (Saarbrücken) war Cilli Willeke ab 1946 in einem kunstgewerblichen Atelier beschäftigt, u.a. von 1947 bis 1949 als Keramikmalerin bei Villeroy & Boch in Mettlach. Auch Cilli Willeke war Gründungsmitglied der Künstlergruppe Untere Saar e.V. ebenso wie beim Kunstverein Cercle artistique international "LIMES". Im Jahr 1998 erhielt sie den 1. Preis beim Wettbewerb Kleinkunst-Rasen Saarlouis. Im Mittelpunkt ihres künstlerischen Werkes stehen florale Themen. Neben den Blumenporträts und floralen Kompositionen nehmen abstrakten Arbeiten ein weites Spektrum ihres künstlerischen Schaffens ein. Bleistift- und Tuschezeichnungen von Baumstürzen zeigen ihr künstlerisches Können.
Ein besonderer Ort war für das Ehepaar Willeke die Provence, wohin zahlreiche Studienaufenthalte führten. Viele Arbeiten der beiden Künstler zeugen von der heiteren und lichtdurchflutenden Atmosphäre der mediterranen Landschaft.
Die in der Ausstellung „Impulsgeber der Region“ gezeigten Werke (Malerei, Grafik, Skulpturen) geben einen spannenden Einblick in das Schaffen und Wirken des jeweiligen Künstlers/der Künstlerin. Die Ausstellung verdeutlicht auf anschauliche Art und Weise das über Jahrzehnte gelebte Motto der Künstlergruppe Untere Saar e.V. „Pluralismus statt Monokultur“.
Die Ausstellung wurde von Gaetano Gross und Dr. Claudia Wiotte-Franz kuratiert und in Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe Untere Saar realisiert.

Vernissage: Sonntag, 15. September 2019 um 11 Uhr
Dauer der Ausstellung: vom 15. September 2019 bis 05. Januar 2020

Zur Vernissage sprechen Bürgermeisterin Marion Jost, die Leiterin der Ludwig Galerie Saarlouis, Dr. Claudia Wiotte-Franz und Gaetano Gross, Vorsitzender der Künstlergruppe Untere Saar e. V. Die musikalische Umrahmung übernimmt Thomas Layes.

 

 


 

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