05. Juni 2016
WEGEKREUZE, TEIL 2: Wetzrillen und Schabnäpfchen
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Diese findet man an vielen Kreuzen – nicht nur in Roden. Ein guter Grund dieses Thema eingangs zu behandeln. Das Steinmehl wurde in vergangener Zeit viel bei der Bekämpfung von Steinleiden und gegen Koliken eingesetzt, vor allem bei der Behandlung von Vieh wurde es unter das Futter gemischt. Nach der damaligen Anschauung „similia similibus curantur“, Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt, lässt sich dieser Aberglaube erklären. Nachdem im Volk das Wissen über die Errichtung der Sühnekreuze zum großen Teil verloren gegangen war oder weil die Kreuze eventuell bei ihrer Aufstellung durch einen Priester gesegnet worden sind, wurden die Sühnekreuze als geweihte Stätten der Kirche angesehen. Nach der Logik dieser Zeit war geweihtes Steinmehl wirksamer als aus „normalen Steinen“ gewonnen Steinmehl. Zum gleichen Zweck wurde Steinmehl auch an Kirchenmauern gewonnen. Jeder Zahnarzt wird einem natürlich zu der Idee, sich täglich mehrere Male Steinmehl zuzuführen, herzlich gratulieren, da er einen Dauerkunden wittert. Da es aber auch heute noch Steinkreuze gibt, waren die beigegebenen Mengen natürlich sehr gering.
In: Wetzrillen und Schabnäpfchen in Europa und davon hauptsächlich in Frankreich - Elsass - Vogesen und Deutschland - Pfalz - Pfälzerwald, Eigenverlag, Walter Eitelmann, Wittelsbacher Str. 8 b - 67434 Neustadt/Weinstraße. „Steinpulver, Steinsand und Steinstaub: Dieses als krankheitsheilend geltende Steinpulver, das bei den Wetztätigkeiten entstanden und eingesammelt worden ist, galt als Heilmittel, Arznei und Medizin gegen viele Krankheiten. Immerhin enthält dieses Steinpulver unter anderem Kalk, Magnesium, Phosphor, Natrium und Kali. Außerdem die Spurenelemente Bor, Kupfer, Zink, Molybdän, Eisen, Kobalt und Mangan, die für die Heilung von Krankheiten wichtig sind. Eine wichtige Rolle im Prozess der Bewusstmachung des Wertes des Steinpulvers spielten die Magie seiner wundertätigen Heilkräfte, seines Krankheits- und Heilungszaubers, sowie der heidnische Volksglaube an seine Anwendung zur Abwendung oder Heilung von Krankheiten. Nicht immer ist die Grenze zu Magie und Aberglaube leicht zu ziehen, besonders wenn man an einem Wegkreuz, einem Bildstock, einem Heiligenstein oder einem Grabstein Wetzrillen findet, bei deren Herstellung für heidnische volksmedizinische Zwecke Steinstaub gewonnen wurde. Besonders aber auch wenn dann den im Namen der christlichen Dreifaltigkeit um den heiligen Steinobjektkörper herumgeführten erkrankten Menschen oder Tieren davon zu essen gegeben werden sollte. ...“
Wetzkerben und Näpfchensteine von Gotthilde Güterbock; In: Der Odenwald 3.Jg. 1956 S. 3-7: „Hier ist Steinstaub zur Heilung insbesondere von Halskrankheiten, Zahn- und Kopfweh sowie zur Vertreibung von Warzen herausgerieben worden. Dieser Brauch ist heute noch an der Hardt, im Odenwalde und Spessart lebendig, wie die frischen Kratzspuren an manchen Kirchen, Kapellen und Bildstöcken beweisen. ... Ganzen Generationen musste er (ein Bildstock) durch Abgabe von Steinstaub das Zahnen erleichtern und überdies noch, bei zunehmendem Monde zu nächtlicher Stunde, jungen Mädchen Warzen von den Händen vertreiben.“
Und eine letzte Erklärung zum Themengebiet Wetzrillen / Teufelskrallen / Wetzmulden / Schabemarken
Des Weiteren finden wir gelegentlich an Steinkreuzen, besonders an solchen, die aus Sand- oder Kalkstein gefertigt wurden, Vertiefungen/Scharbungen, die man als Wetzrillen bezeichnet und die von Kennnarben unterschieden werden müssen. Sie sind durch Ausschabung von Steinmehl, die Schärfung von Blankwaffen und handwerklichen Geräten entstanden sein. Der symbolische Weiheschliff stand dabei im Vordergrund der Handlung.
So glaubten z.B. die Bauern fest daran, dass die, an einem Kreuz, gewetzte Sichel eine gute Ernte verspreche. Kein Wunder also, dass vor allem Rodener Kreuze, die zu den ehemaligen Feldern hin, meist tiefe Wetzrillen aufweisen.
Natürlich dürfte auch die Wetzqualität manchmal eine Rolle gespielt haben. Ganz ausschließen kann man es nicht.
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