25. April 2016

Warum man diese Fanpage lieben lernt: Geschichten rund um Pflanzen von Wolfgang Seiten

 


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Unsere heimischen Blumen - Mal unter uns: Haben Sie bei Ihrer Partnerin nicht auch manchmal so einen heimlichen Verdacht? Sie wissen, was ich meine? Wenn sie mal wieder so arg zickig ist, ob da nicht doch so ein paar Hexen-Gene in ihr schlummern mögen? Ich verrate Ihnen hier einen Zaubertrick, wie Sie dies am 1. Mai mit einer bestimmten Blume testen können: Der Gundermann. Noch um das Jahr 1960 sollen einem Bericht des „Deutschen Medizinischen Informationsdienstes“ zufolge in der Lüneburger Heide zwei Drittel der Bevölkerung an die Existenz von Hexen geglaubt haben. Wie sehr müssen sich unsere Vorfahren dann erst im Mittelalter, der Hochzeit des Hexenglaubens, vor diesen weiblichen Unholden gefürchtet haben. Insbesondere die Bauern sorgten sich wegen der drohenden Verhexung ihrer Stallungen, des Viehs und der Milch. Denn eine Kuh galt als verhext, wenn sie keine, blutige oder eitrige Milch gab. Wie aber konnte eine Hexe im Dorf erkannt werden? Auch hier wusste man sich in alter Zeit durchaus zu helfen, war doch selbst zu diesem Zwecke ein Kraut gewachsen. Ein am Walpurgisabend (30. April) gesammeltes Bündel des Gundermanns noch in der Nacht zu einem Kranz geflochten und am folgenden Tag auf den Kopf gesetzt, lässt einen die Hexen daran erkennen, dass diese auf ihrem Kopf einen Schemel, eine Bank oder einen Kübel tragen.

Wenn wir auch heute über Solcherlei schmunzeln mögen, führte dieser Zauber- und Hexenglaube damals tatsächlich zu unsäglichen Ungerechtigkeiten, Leid und Tod. Als völlig unschuldig darf hierbei jedoch unser Gundermann gelten, ein im Saarland überall in Wiesen, Hecken und lichten Laubwäldern anzutreffender Lippenblütler. Das niederliegende Kraut breitet sich mit wurzelnden Ausläufern über den Erdboden aus und vermag somit auch an Bäumen und Mauern eine gewisse Strecke rebenähnlich empor zu klettern, weshalb es auch unter der Bezeichnung Gundelrebe recht bekannt ist. Die Herkunft des ersten Namensteils ist viel diskutiert und ziemlich umstritten. Wahrscheinlich entstammt er dem althochdeutschen „gund“, womit die Goten zu ihren Zeiten Eiter und Geschwüre bezeichneten. Schließlich diente unsere Pflanze doch bereits den alten Germanen als vorzügliches Wundmittel gegen Eiterungen. Anderseits könnte er auch auf eine der Botinnen des nordischen Gottes Odin, der Walküre Gunar (althochdeutsch: Gundja), zurückgehen, der man mit der Namensgebung Gunarrebe für diese Heilpflanze vielleicht huldigen wollte. Bedenkt man die unzähligen Verballhornungen, wie etwa Grundrebe, Bundrebli, Gondlkraut, oder Kummerradl, mag man ersehen, wie schwer solche Namensgebungen heutzutage etymologisch nachzuvollziehen sind. Aus einer der vielen Nebenformen mag dann wohl aus dem althochdeutschen Namen „gundram“ für diese Pflanze unser Gundermann geworden sein.

Die Volksmedizin nutzt das Kraut zu allerlei Zwecken, innerlich bei Magen-, Galle-, Nieren- und Leberbeschwerden, äußerlich zur Wundbehandlung. Auch als Salat- und Suppengewürz ist es durchaus beliebt und kann sogar spinatartig zubereitet werden. Bei Pferden allerdings kann die Pflanze mitunter zu tödlichen Vergiftungen führen. Abschließend nochmals zurück zu unseren alten Bauern mit ihren Urängsten vor dem Milchzauber der Hexen. Hier wussten sich bereits die alten Germanen dadurch zu helfen, dass sie Ihre Kühe als unfehlbares Gegenmittel durch Kränze aus Gundermann melkten. Text: Wolfgang Stein, Naturwissenschaftliche Fakultät der UdS

 

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