Aus dem Mokume Gane Damast Künstler Markus Eckardt wird der Alchimist der Neuzeit

 

Zu dem eingescannten SZ-Artikel

 

(Markus Eckardt; Text: SZ-Redaktionsmitglied Sophia Schülke)

Der Traum vom künstlichen Gold - Goldschmied Markus Eckardt hat geschafft, was Alchimisten vergeblich versuchten

Ein Ensdorfer Goldschmied verwandelt Silber in Gold. Zumindest hat der Tüftler eine neue Silberlegierung entdeckt, die wie Gold aussieht. Sein Rezept: besonderes Silber, eine ätzende Lösung und Feuer.


Ensdorf. "Schon manch einer hat mich als Alchimisten bezeichnet", feixt Goldschmied Markus Eckardt, während er einen goldenen Fingerring poliert. Das Sprichwort, das nicht alles, was golden glänzt, auch gleich Gold ist, wird in der Kellerwerkstatt des 46-Jährigen zu handfester Kunst geschmiedet.

Hat der gebürtige Merziger ihn tatsächlich wahr gemacht, diesen Traum, den Menschen wohl spätestens seit dem Mittelalter träumen, selbst Gold zu erschaffen? Man denkt es zumindest, späht man ihm beim Schmieden über die Schulter. Dabei lässt er ein kleines kupferfreies Silberstück über einer heißen Flamme ausglühen. Nachdem Eckardt mit dem Silberstück fünf Minuten in seinem Werkraum verschwunden war, soviel Geheimnis bleibt, hat das Silber einen goldfarbenen Schein angenommen. Dort hatte er es, sagt er, mit einer ätzenden Lösung behandelt, zum Abschluss verdichtet er die Legierung durch das Hineinschmieden von Mustern.

Richtiges Gold oder bloß eine verfärbte Silberlegierung? Im Gegensatz zu normalem Silber läuft Eckardts goldglänzende, patentierte Silberlegierung jedenfalls nicht an. Die Idee? Die kam Dember vergangenen Jahres eher zufällig, erinnert er sich, "das ist durch einen Fehler gereift". Aus Versehen hatte der Goldschmied am Ende einer langen Arbeitsnacht einen misslungenen Silberring in die ätzende Lösung geworfen. "Mein falsches Gold sieht aus wie echtes", erklärt er stolz, während er in dicken Auftragsmappen blättert. Er hat Kunden in Deutschland, Belgien, Luxemburg, Großbritannien und Frankreich.

 

Sein Hauptgeschäft macht er mit Trauringen, die er nach der 300 Jahre alten japanischen Schmiedetechnik "Mokume Gane" fertigt. Dabei entsteht aus verschiedenen Metallen Unikat-Schmuck mit besonderen Mustern. Seine neue goldglänzende Silberlegierung will er aber nicht für Schmuckstücke verwenden. Silber sei nur sein Hobby, Geld mache er lieber mit richtigem Gold.

Der Koblenzer Gold- und Silberschmiedemeister Michael van Ooyen, bei dem Eckardt eine Weiterbildung zum Restaurator besucht hat, ist über die Erfindung zwar erstaunt, meint aber, dass sie für das Handwerk nicht interessant sein werde. "Da wollen die Leute richtiges Gold haben", erklärt er auf SZ-Anfrage. Vergoldete Silbersachen fänden im Verkauf nur äußerst geringen Absatz.

Allerdings könnte die Erfindung laut van Ooyen für die Modeschmuck-Branche oder die Elektro-Technik relevant sein. "Das hieße, Vergolden zu vermeiden", sagt er und schätzt die Kostenersparnis auf 90 Prozent. Momentan kostet ein Kilogramm Silberlegierung 80 Euro, eine Goldlegierung 120 Euro - das Gramm. Der Goldschmiedemeister gibt allerdings zu, dass er die Folgen der Erfindung nicht wirklich abschätzen könne. Der Nutzen der goldenen Silberlegierung für die Industrie hängt aber von der Verarbeitungsfähigkeit und der Dehnbarkeit des Materials ab. Goldschmied Eckardt beschreibt sein falsches Gold als härter und leichter als Richtiges. Er hat schon mehrere Anfragen von Kollegen bekommen, Proben seines Goldes für Spektralanalysen zu schicken. Aber der Ensdorfer Schmied ist misstrauisch: "Ich traue keinem." Markus Eckardt möchte sein Patent verkaufen - am liebsten an die Industrie.

Mittlerweile aber ist der Goldschmied schon wieder dabei, etwas Neues zu erfinden, denn er tüftelt, werkelt und schmiedet mit Leidenschaft ständig an neuen Legierungen. Seine Silberlegierung "Mujodogane" wurde im vergangenen Jahr denn auch mit dem Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen im Handwerk ausgezeichnet. Die Branche habe seine immer neuen Erfindungen über viele Jahre hinweg immer neidisch kommentiert, erzählt Eckardt. Nun sei sie nur noch eines, sagt er: still.

 

Dateigröße: 5.31 Kb - - Letzte Aktualisierung: 12 November 2019 09:31:06

 

     
 

In eigener Sache: Artikel, die hier veröffentlicht werden sollen, schicken Sie bitte an webredaktion@rodena.de . Mit Einsendung unterliegen eingereichtes Bild- und Textmaterial der academia wadegotia Documentation Licence.

 
Impressum | Datenschutz | RSS Impressum

Partnersite Gemeinde Wadgassen (private Seite) auf grossgemeinde-wadgassen.de | Technische Umsetzung durch csw germany