Abtei Tholey - Teil Ib

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Ende des 15. Jahrhunderts trat die Abtei Tholey, bis dahin Beuroner Kongregation, der Bursfelder Kongregation bei - Bezeichnungen, die sicherlich der ein oder anderen Erklärung bedürfen.

 

Beuroner Kongregation

Die Beuroner Kongregation ist ein Zusammenschluss von größtenteils deutschen beziehungsweise deutschsprachigen Benediktiner- und Benediktinerinnen-Klöstern. Die Kongregation steht unter dem Patronat des heiligen Martin von Tours. Ursprung der Beuroner Kongregation ist die 1863 gegründete Erzabtei Beuron; bereits die ersten Deklarationen von 1866 hatten eine Ausweitung auf eine Kongregation im Blick. Nach der weiteren Gründung von Maredsous (Belgien) wurden 1873 die ersten Konstitutionen der Beuroner Kongregation von Rom bestätigt. Weitere Gründungen im Ausland erfolgten in der Zeit des Kulturkampfs, als die Gemeinschaft aus Beuron vertrieben wurde. Nach der Rückkehr konnten in den folgenden Jahrzehnten weitere Klöster in Deutschland gegründet werden, so 1893 Maria Laach, 1904 Gerleve, 1920 Neresheim, 1922 Weingarten, 1926 Neuburg und andere. Die letzten Gründungen waren die Wiederbesiedlung der Abtei Tholey 1949 und die Neugründung von Kloster Nütschau durch Gerleve 1951. Auch im Ausland engagierte sich die Kongregation weiterhin, unter anderem in Belgien, Österreich, Portugal, Brasilien und Japan; 1906 wurde die Dormitio-Abtei in Jerusalem gegründet. Die Gründungen außerhalb von Deutschland und Österreich trennten sich später, oft aus politischen Gründen, von der Beuroner Kongregation. Als erstes Frauenkloster der Kongregation wurde 1889 die Abtei St. Gabriel in Prag gegründet, die 1920 nach Bertholdstein in der Steiermark verlegt wurde; es folgten 1893 Maredret in Belgien und 1904 die Abtei St. Hildegard in Eibingen und 1924 die Abtei St. Erentraud, Kellenried. Neuere Gründungen sind Kloster Engelthal (gegründet 1965) und Kloster Marienrode (gegründet 1988). Weitere Frauenklöster wurden als schon bestehende Gemeinschaften in die Beuroner Kongregation aufgenommen. Zu Beginn stand die Kongregation unter der Leitung des Abtes von Beuron, der als Erzabt der Kongregation fungierte. Der Abstimmung untereinander und der Regelung anstehender Fragen diente das Generalkapitel, zu dem die amtierenden Äbte in größeren Abständen zusammenkamen. Dieses System war stark zentralistisch ausgerichtet; so mussten alle Klöster der Kongregation Klosterbräuche, Tagesablauf, Gottesdienstzeiten und -formen so übernehmen, wie sie von Beuron vorgegeben wurden. Das Erzabt-System wurde 1936 durch das Abtpräses-System abgelöst; das Generalkapitel, das alle sechs Jahre tagt, wählt einen der amtierenden Äbte der Kongregation für die Zeit bis zum nächsten Generalkapitel zum Abtpräses. Damit wurde die Kongregation föderalistischer, und die einzelnen Klöster konnten mehr eigenes Profil entwickeln.

1984 wurden die gemäß dem CIC von 1983 überarbeiteten Statuten der Kongregation und die Deklarationen für die Männer- und die Frauenklöster approbiert. Als Aufgaben der Kongregation nennen die Statuten die Förderung der Beachtung der Regel in den Klöstern, gegenseitige Hilfe und gemeinsame Bewältigung von Aufgaben und Problemen sowie den Austausch zwischen Männer- und Frauenklöstern. Das Generalkapitel, bestehend aus den Oberen und gewählten Konventsvertretern aller Mitgliedsklöster, kommt alle sechs Jahre zusammen. Seit 2003 haben die Vertreterinnen der Frauenklöster beim Generalkapitel volles Stimmrecht.

Der Beuroner Kongregation gehören 2007 zehn Männerklöster und zehn Frauenklöster an.

Männerklöster

1. Erzabtei St. Martin, Beuron
2. Abtei Unserer Lieben Frau, Seckau, Steiermark
3. Abtei Maria Laach
4. Abtei St. Martin, Weingarten
5. Abtei St. Joseph, Gerleve
6. Abtei der heiligen Ulrich und Afra, Neresheim
7. Abtei vom „Gnadenhaus Mariens zu Grüssau“, Wimpfen
8. Abtei vom heiligen Bartholomäus, Neuburg
9. Abtei St. Mauritius, Tholey
10. Priorat St. Ansgar, Nütschau

Frauenklöster

1. Abtei St. Hildegard, Eibingen
2. Abtei vom Hl. Kreuz, Herstelle
3. Abtei St. Erentraud, Kellenried
4. Abtei zur Hl. Maria, Engelthal
5. Abtei vom Hl. Kreuz, Säben, Südtirol
6. Abtei Unserer Lieben Frau, Varensell
7. Benediktinerinnenabtei zur Heiligen Maria, Fulda
8. Priorat Marienrode, Hildesheim
9. Priorat „Vor Frue Kloster“, Aasebakken, Dänemark

Bursfelder Kongregation

Die Bursfelder Kongregation war ein Zusammenschluss von vorwiegend west- und mitteldeutschen Benediktiner(innen)klöstern, die vom Kloster Clus ausging, dessen Abt Johannes Dederoth 1433 auch die Leitung des Klosters Bursfelde übernahm.

1440-46 vereinigten sich die Klöster Bursfelde, Clus, Reinhausen und Huysburg zur Bursfelder Kongregation. Bald gewann die Kongregation alle niedersächsischen Benediktinerklöster für ihre Reformgedanken und breitete sich über Deutschland, Belgien, Luxemburg, Holland und Dänemark aus. Die vom Konzil von Basel 1446 und von Papst Pius II. 1459 bestätigte Kongregation umfasste auf ihrem Höhepunkt etwa 180 Männer- und Frauenklöster. Die genaue Zahl der Mitgliedsklöster lässt sich nicht feststellen. Im Jahre 1508 schloss sich Kloster Grafschaft als letzte der zehn Benediktinerabteilen Westfalens der Kongregation an.[1]

Die im Zusammenhang mit der Devotio moderna entstandene Bursfelder Kongregation wollte die Ordensregel des heiligen Benedikt in ihrer ursprünglichen Strenge und Reinheit zur Beachtung bringen. Oberstes Ziel war die Vereinheitlichung der klösterlichen Observanzen in den Mitgliedsklöstern. Die Reform war sowohl in religiös-sittlicher wie in wissenschaftlicher, künstlerischer und wirtschaftlicher Hinsicht ein Erfolg, so dass Bursfelder Geschichte zur Geschichte des Benediktinerordens in Deutschland wurde. Das erste Kapitel der Bursfelder Union tagte 1446 in Bursfelde, das letzte 1780 in der Abtei St. Michael in Hildesheim. Die jährlich in jedem der Bursfelder Kongregation angehörenden Kloster stattfindenden Visitationen durch Äbte anderer Klöster sollten garantieren, dass der Geist der Reform nicht verfehlt wurde. Den ebenfalls jährlich abgehaltenen Generalkapiteln der Kongregation, an denen alle Äbte der Reformklöster teilnehmen mussten, wurden die Berichte der Visitatoren vorgelegt. Den Beschlüssen der Generalkapitel hatten die Mitgliedklöster strikt zu folgen. Die ordensfeindliche Kritik im Zeitalter der Aufklärung und die durch die Französische Revolution ausgelösten Kriege führten dann rasch zum Ende der Kongregation. Zu dem 1785 in der westfälischen Abtei Liesborn eingeladenen Kapitel erschienen nur noch fünf oder sechs Äbte. Der letzte Präsident der Kongregation, Abt Bernhard Bierbaum von Kloster Werden und Helmstedt, starb 1798 auf der Flucht vor den französischen Truppen in der Abtei Helmstedt. Die noch verbliebenen Mitgliedsklöster wurden in der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgehoben.

 

siehe auch: Bursfelder Miniaturen

 

 

 

Dateigröße: 8.15 Kb - - Letzte Aktualisierung: 12 November 2019 09:31:05

 

     
 

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